Von Retta Müller-Schimmel

1. Beschreibung des Ökofestes inkl. Konzeption

Das Ökofest ist ein Stadtfest für alle Herzogenauracher, das aber mit seiner starken Anziehungskraft auch über die Stadtgrenze hinaus mit unserer Metropolregion verbunden ist.

Der Anspruch, allen Bürgern die Möglichkeit eines Festbesuches zu geben, wird durch die Lage (Innenstadtnähe, Grünanlage, ein beliebter Rad- und Spazierweg führt vorbei) und den Termin (erstes Freiluftfest im Veranstaltungskalender des Jahres) erleichtert und bewusst durch ein familienfreundliches Angebot (Wickelraum, Mengenrabatt bei Essen und Beschäftigungen), eine behindertengerechte Ausstattung und Einbeziehung vieler Menschen in den Festablauf gefördert.
Es gibt Besuchermagneten wie die „Ökotombola“ (jeder „Dreh“ gewinnt) und das Rikscha-Fahren rund um das Festgelände. Das gezielte Zugehen auf und die Integration von ortsansässigen Vereinen, Verbänden und sozialen Einrichtungen (die sich mit Gesundheit, Mensch und Umwelt beschäftigen), als auch von Bildungseinrichtungen tragen dazu bei, dass das Ökofest nicht zu einem elitären Klientel-Fest wird. Neben der ökologischen und nachhaltigen Ausrichtung des Festes, die jedesmal bei der erneuten Organisation des Festes bis ins Detail überprüft wird, fand von Anfang an eine Planung des Festgeländes so statt, dass sich die einzelnen Festbereiche (Platz für Information und Verkauf, Zeit für den guten Geschmack, Raum für Kreativität (Aktivität und Kreativität) und der Bereich der Tombola), weder überschneiden noch gegenseitig tangieren. Außerdem ist eine lockere Einteilung gewollt, mit viel Platz für den einzelnen Anbieter und für die Mitmachangebote. Die Mitmachangebote im Kreativbereich, (gestaltet von Montessori- und Waldorf-Schulen und von der Ökofestinitiative) zeichnen sich durch die Möglichkeit einer langen Verweildauer, durch ein Zusammenspiel von Mehreren (Kegeln, Bewältigung des Parcours nach Minigolfspielregeln) und durch Spüren der eigenen Kräfte (Baumscheiben abschneiden für Stelzen, mit Handbohrer durch dicken Bretter bohren) und Sinne (Tastpfad) aus. Das bei den Beschäftigungen erschaffene kann entweder gleich verzehrt werden (Fladen) oder als dauerhaftes Spielzeug (Regenbogenschleuder oder Schmuck etc.) mit nach Hause genommen werden.

2. Welche Ziele sind mit dem Ökofest verbunden

Nahziele sind:

  • Diesen schönen Platz mit neuen Eindrücken in Verbindung bringen: mit ruhigem, gemütlichem und geselligem Beisammensein bei erlesenen Getränken und weitgehend fleischfreier Kost. Mit bewusstem Hören von abwechslungsreicher Festmusik in gemäßigter Lautstärke. Mit Erlebnissen gemeinsam mit der Familie, mit Freunden und Nachbarn, aus einfachen, elementaren Materialien Neues kreieren (Holz, Teig, Ton) und zu spielen.
  • Ein neues Wir-Gefühl zu entwickeln durch die gemeinsame Ausgestaltung, der großen Mithilfe von allen Seiten und dem bewussten Geben und Nehmen.
  • Einen Anstoß zu geben, das Konsumverhalten und die Produktauswahl zu überdenken.
  • Alternativen Anbietern neue Kunden zuführen bzw. Kunden neue Einkaufsmöglichkeiten aufzeigen.

Finanzielle Zielsetzung:

  • die Ausgestaltung des Festes soll kostendeckend sein und der erwirtschaftete Überschuss so hoch, dass die Vorfinanzierung des nächsten Festes gesichert ist.
  • Beim ersten Fest war noch ein weiteres Ziel, die Vorschussfinanzierung der Vereine wieder begleichen zu können.
  • Ganz am Anfang war noch nicht abzusehen, dass wir so viel Überschuss erwirtschaften konnten, um neue Projekte für Kinder und Jugendliche oder die Neugestaltung von Schulhöfen oder Außenanlagen von Kindergärten anzuschieben.

Neben den ökologischen und nachhaltigen Ansprüchen ist das Fest mit folgenden Fernzielen verknüpft:

  • Ausbilden einer größeren Sensibilität unseren Mitmenschen, Tieren und unserer Umwelt gegen-über.
  • Erkennen der Auswirkungen unseres Handelns in ihrer Gesamtheit, z.B. dass auf Qualität zu achten, nicht nur zum eigenen Wohlbefinden beiträgt, sondern auch die Produktions-bedingungen verbessern kann (Beispiel Biobaumwolle), und dass die Nachfrage das Angebot bestimmt.

3. Organisation des Festes, Betrieb und die Besucherentwicklung in den letzten Jahren

Die Organisation liegt bei dem Verein Ökofest-Initiative e.V. (ungefähr 20 Mitglieder, es gibt keinen Vereinsbeitrag, die Aufgabe des Vereins ist es ein Ökofest in Herzogenaurach auszurichten und sich um die Verteilung des Überschusses zu kümmern), der sich ab Januar in Abstand von 2 bis 3 Wochen trifft, um sich über den Vorbereitungsstand des nächsten Festes auszutauschen.
Jedes Mitglied oder mehrere Mitglieder zusammen haben einen oder mehrere Aufgabenbereiche, die sie zu vorgegebenen Zeiten erledigen sollen. Bei Aufgabenbereichen, wie z.B. Helfer für das Fest zu gewinnen, sind alle gefragt, auch bei der Auswahl der kommerziellen Anbieter, beim Säubern des Festplatzes und der Keller. Die Werbung für das Fest und auch für die Anbieter übernimmt die Ökofestinitiative.
Zum Fest werden höchstens 45 Stände (ca. 30 kommerzielle Anbieter, der Rest gemeinnützige Vereine, soziale Einrichtungen, Bildungseinrichtungen) zugelassen, die mit ihren ökologischen Angeboten zu Themen wie Lebensmittel, Textilien, Kosmetik, Garten, Hausbau und Technik verschiedene Lebensbereiche abdecken oder sich und ihre Vereinsarbeit vorstellen. Alle kommerziellen Anbieter zahlen eine Standgebühr von 60 €. Diese ist flächen- und lageunabhängig und wird bei einer witterungsbedingten Absage des Festes bis auf 25 € zurückerstattet. Gemeinnützige Stände oder Bildungs- und Sozialeinrichtungen zahlen keine Standgebühr, helfen dafür aber beim Auf- und Abbau der Tische und Bänke für die Festbesucher und bei der Ausgestaltung des „Kreativ-Bereiches“. Eine kostenlose Bereitstellung von Strom- und Wasseranschluss ist gewährleistet. Die Gestaltung des Flyers und der Plakate hat Wiedererkennungswert.
Der Aufbauplan richtet sich nach den Themenschwerpunkten und Angeboten der einzelnen Stände: Es gibt einen Genussbereich für die Verköstigung und Unterhaltung der Festbesucher, einen Bereich, wo Vereine bzw. Verbände und kommerzielle Anbieter informieren und verkaufen können. Daneben gibt es noch den „Kreativbereich“. Es gibt keine festen Stände, die Verkaufs- und Infoflächen werden einheitlich mit Holzregalen und Biertischgarnituren gestaltet. Dazu kommen die Ladenanhänger einzelner Anbieter.
Das Ökofest wurde von Anfang an sehr gut angenommen, selbst bei durchwachsenem, kühlerem Wetter. Die Bekanntheit des Festes hat sich über die Jahre vergrößert und zieht Besucher über Stadt- und Landkreisgrenzen hinweg an.

4. Das Umfeld

Das Ökofest findet auf dem stadtkernnahen Festplatz in Herzogenaurach, einer übersichtlichen Grünanlage am Weihersbach, statt. Diese wird von einem kleinen Bach und einem Felsenkeller eingerahmt. Der Festplatz ist für Herzogenauracher zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen. Außerdem befindet sich in unmittelbarer Nähe die Haltestelle einer öffentlichen Buslinie.

5. Das Ökofest ist innovativ

Das Ökofest schafft es, ein Bürgerfest mit Ökologie und Nachhaltigkeit zu verbinden. Der gesamte gemeinnützig-erwirtschaftete Überschuss fördert ökologische und soziale Projekte, sowie Bildungsprojekte in Herzogenaurach. Insbesondere Herzogenauracher haben eine starke Identifikation mit dem Fest. Durch Mithilfe von Schulen kann beispielsweise der eigene Pausenhof umgestaltet und verschönert werden. Die Impulse des Festes gehen somit weit über den eigentlichen Festtag hinaus. Eine weitere Innovation ist die Symbiose von unterhaltendem Stadtfest mit messeähnlichen Ausstellungs- und Informationsständen, wobei der persönliche Kontakt von Organisatoren und Anbietern gepflegt wird. Im Kreativ-Bereich können vor allem kleinere Festbesucher aktiv und kreativ ihre Fähigkeiten einsetzen und erweitern (Aussägen von Scheibenstelzen aus Baumstämmen, Freundschaftsbändchen basteln). Insgesamt wurde am Festkonzept über die Jahre hinweg wenig verändert. Allerdings wurde zur besseren Organisation nach dem zweiten Ökofest die „Ökofest-Initiative e.V.“ gegründet.
Dass das Fest von Ruhephasen zwischen den Musikeinlagen profitiert, hat sich erst im Laufe der Jahre herauskristallisiert. Ebenso hat sich die Einbindung von Jugendlichen in den Festablauf verändert: inzwischen wird der ganztägige Einsatz beim Fest als Sozialpraktikum anerkannt.

6. Achtung auf Nachhaltigkeit

Beim Herzogenauracher „Ökofest“ ist die ökologische Nachhaltigkeit schon immer selbstverständlich. Alle angebotenen Waren, Speisen und Getränke stammen aus ökologisch-nachhaltiger, meist sogar regionaler Herstellung. Die Ökofestinitiative setzt bei ihrem kulinarischen Angebot bewusst auf eine breite Palette vegetarischer und veganer Speisen. Das Fleischangebot kann dadurch auf Bratwürstchen beschränkt werden.
Nahezu alle Anbieter kommen aus der Stadt Herzogenaurach, dem Landkreis Erlangen-Höchstadt und den angrenzenden Landkreisen. Die Ökobilanz der Produkte ist dementsprechend hoch. Durch Besuche der „Ökofest-Initiative e.V.“ bei verschiedenen regionalen Betrieben können Nachhaltigkeit und Ökologie überprüft werden.
Auch der Energieverbrauch kann durch die äußeren Gegebenheiten gering gehalten werden. Die kühlen Kellergewölbe ersetzen eine elektrische Kühlung der Speisen, es bedarf keiner elektrischen Beleuchtung, da das Fest um 19:00 Uhr endet und der komplette Spielebereich kommt mit Muskelkraft aus.
Um die Müllproduktion so gering wie möglich zu halten, ist jeder Anbieter für seinen Müll selbstverantwortlich und es gibt weder Einweggeschirr noch Plastikflaschen. Ein hohes Geschirrpfand sorgt für eine unbeschädigte und zuverlässige Rückgabe des Leihgutes. Ökologische Reinigungsmittel, Recyclingklopapier und der Verzicht auf mehrfarbige Plakate sollen die Umweltbelastung möglichst minimieren.

7. Einbindung der Bürger ins Fest

Das Fest wurde durch bürgerliches Engagement ins Leben gerufen. Auch die Organisation und Ausgestaltung des Ökofestes wird erst durch die gemeinnützige Mithilfe zahlreicher Freiwilliger möglich, die sich u. a. beim Verteilen von Plakaten und Flyern, beim Säubern des Geländes und beim Auf- und Abbau der Tische und Bänke beteiligen.
Während des Festes wechseln sich insgesamt rund 200 Helfer im Zwei-Stunden-Takt bei der Getränke- und Essensausgabe, dem Spülmobil und der Aufsicht der verschiedenen Spielbereiche (z.B. Kegelbahn, Stelzenbau, Regenbogenparcours, Ökotombola) ab. Besonders schön ist es, dass auch Jugendliche mithelfen. Durch die Begrenzung der Mitarbeit auf zwei Stunden bleibt allen genügend Zeit, das Fest zu genießen.
Auch bei der Auswahl der musikalischen Umrahmung werden ortsansässige Bands und Musikgruppen bevorzugt. Es wird Nachwuchskünstlern und Laienmusikern eine Plattform geboten, und Profimusikern eine Möglichkeit des Engagements.